Philipp Hartewig

Politische Unterstützung für die Fitnessbranche

Positionspapier Politische Unterstützung für die Fitnessbranche

Die AG Sport der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag betrachtet körperliche Aktivität als ein Thema von herausragendem öffentlichem Interesse. Regelmäßiges körperliches Training, insbesondere in Form eines individuell strukturierten Fitnesstrainings, fördert nachweislich die Gesundheit und das Wohlbefinden jedes Einzelnen und bietet eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen, darunter die Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems, die Verbesserung der Beweglichkeit und Muskulatur sowie die Förderung einer gesunden Haltung. Darüber hinaus spielt es auch eine entscheidende Rolle für die psychische Gesundheit, es dient als Ausgleich, bietet Ablenkung und trägt zum Stressabbau bei. Des Weiteren trägt gemeinsame Bewegung zur Stärkung des Zusammenhalts und des sozialen Miteinanders bei. 

 

Die Fitnessbranche vereint diese wichtigen Merkmale und bietet zeitgemäße Lösungen für zahlreiche Gesundheitsprobleme unserer Gesellschaft. Aus diesem Grund betrachten wir die Fitnessbranche in ihrer Vielfalt als unverzichtbaren Akteur im Kampf gegen Bewegungsmangel. Fitnesstraining kann ein entscheidender Faktor für eine gesteigerte Lebensqualität und ein gesundes Altern sein. Aus diesen Überlegungen heraus haben wir gemeinsam mit dem DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen eine fitnesspolitische Agenda aufgestellt. Es ist von großer Bedeutung, dass die Ansprüche und die Bedeutung der Fitnessbranche auch politische Anerkennung und Wertschätzung erfahren.  Insbesondere auch die zuletzt veröffentlichten Eckdaten der Deutschen Fitnesswirtschaft 2024 werden dem Mehrwert der Fitnessbranche einmal mehr als gerecht: Die Mitglieder kommen zurück in die Fitnessanlagen, die Umsätze steigen und Fitness bleibt die mitgliederstärkste Trainingsform. Einhergehend damit hat die Umsatzentwicklung in der Branche mit 5,44 Milliarden Euro wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht.

 

1. Wissenschaftlich belegter Gesundheitsnutzen von Fitnesstraining 

Es gibt kein Medikament, dass so viele menschliche Organsysteme positiv beeinflusst wie ein zielgerichtetes Muskel- bzw. Fitnesstraining. Als Freie Demokraten sehen wir die beeindruckende wissenschaftliche Evidenz für die gesundheitlichen Vorteile von Fitnesstraining. Zahlreiche Studien belegen eindeutig, dass regelmäßige körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf die körperliche und geistige Gesundheit hat. Fitnesstraining trägt nachweislich zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems, zur Verbesserung der Muskelkraft und Ausdauer sowie zur Förderung der Beweglichkeit und Koordination bei. Darüber hinaus wirkt es sich positiv auf den Stoffwechsel aus und kann das Risiko für eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und bestimmte Krebsarten, reduzieren. Nicht zu vernachlässigen ist auch der positive Einfluss auf die psychische Gesundheit, da regelmäßiges Training Stress abbaut, das Wohlbefinden steigert und sogar die Symptome von Depressionen und Angstzuständen lindern kann. Angesichts dieser überzeugenden wissenschaftlichen Erkenntnisse ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Bedeutung von Fitnesstraining insbesondere in der Gesundheitspolitik angemessen anerkannt und unterstützt wird. 

  

2. Stetige Professionalisierung der Fitnessbranche 

Um Kunden eine bestmögliche Angebots- und Betreuungsqualität im Sinne der wissenschaftlichen Bewegungsempfehlungen zu bieten, treibt die Fitnessbranche seit Jahrzenten die Professionalisierung der dort tätigen Bewegungsfachkräfte durch eine systematische Aus- und Weiterbildung voran. Mittlerweile liegt die Akademisierungsquote in Fitnesseinrichtungen bei rund 23 Prozent. Darüber hinaus hat auch die technologische Entwicklung einen entscheidenden Beitrag zur Professionalisierung geleistet. Innovative Trainingsmethoden, digitaleTrainingsplattformen und Wearables ermöglichen eine noch präzisere Überwachung und Individualisierung des Trainings. Nicht zuletzt spielt auch die wissenschaftliche Fundierung eine zunehmend wichtige Rolle in der Fitnessbranche, sowohl bei der Entwicklung neuer Trainingskonzepte als auch bei der Aufklärung über gesundheitsrelevante Themen. Diese stetige Professionalisierung trägt dazu bei, das Vertrauen der Bürger in die Fitnessbranche zu stärken und ihre Rolle als unverzichtbarer Partner im Gesundheitswesen weiter zu festigen.

Deutschland ist als Standort der jährlichen Weltleitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit FIBO in Köln sowohl Gastgeber als auch Vorreiter im europäischen bzw. weltweiten Fitness- und Gesundheitssektor. Diese Vorreiterrolle wird flankiert von Fachveranstaltungen und - kongressen wie dem Aufstiegskongress in Mannheim sowie einem breiten Netz an staatlichen oder privaten Hochschulen, die sich sowohl der Forschung als auch derakademischen Ausbildung von Fachpersonal im Fitness-, Gesundheits- und Rehabilitationssektor verschrieben haben, beispielsweise die Deutsche Sporthochschule in Köln oder die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken.

 

3. Fitnessbranche als Teil der Bewegungsoffensive 

Mit 11,3 Millionen Mitgliedern in über 9.000 Fitnessstudios gehört die Fitnessbranche zu den wichtigsten Bewegungsanbietern in Deutschland. Mit ihren vielfältigen Trainingsangeboten leistet sie einen entscheidenden Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung. Gemeinsam mit den Sportvereinen ist sie eine starke Allianz zur gesundheitsbezogenen Bewegungsförderung und ein wichtiger Bestandteil der dringend benötigten Bewegungsoffensive in Deutschland. Laut den jüngsten Zahlen der WHO erreichen nur knapp die Hälfte der deutschen Erwachsenen das Minimalziel von 150 Minuten moderat-intensiver Ausdaueraktivität pro Woche. Die gesundheitsbezogenen Bewegungsempfehlungen zum Krafttraining erreichen sogar nur knapp ein Drittel der Erwachsenen. Im gemeinsamen Ziel, mehr Menschen in Bewegung zu bringen, sollte die Fitnessbranche bei allen politischen Maßnahmen angemessen berücksichtigt werden, denn die Visitenkarte der Zukunft heißt Fitness, Prävention und Gesundheit. 

 

4. Fitnessstudio als wichtiger Ort sozialer Begegnung 

Die Fitness- und Gesundheitsanlagen sind ein regelmäßiger Anlaufpunkt sozialen Lebens. Durch eine breit diversifizierte Anlagenstruktur mit vielfältigen attraktiven und zielgruppenspezifischen Angeboten werden alle Altersgruppen und sozialen Schichten erreicht. Insbesondere die vielen inhabergeführten Fitnessstudios sind in ihrer lokalen Umgebung gut verankert und betreuen ihre Mitglieder in einem persönlichen Verhältnis. Damit stärken diese Orte nicht nur die körperliche Fitness und Gesundheit ihrer Mitglieder, sondern fördern auch den Austausch und die Tagesstruktur. Das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden stehen insgesamt im Mittelpunkt. Insbesondere in einem schnelllebigen Alltag und zunehmend anonymisierten Nachbarschaftsverhältnissen ist das Fitnessstudio auch ein Ort der sozialen Begegnung und des persönlichen Austauschs. 

  

5. Etablierung von Fitnessstudios als Unternehmen in der Gesundheitsförderung und Prävention 

Mit der Wirtschaftlichkeit steht und fällt das „Unternehmen Fitnessstudio“. Nicht zuletzt haben die Corona-Jahre gezeigt, wie wichtig beständige Rahmenbedingungen für die Fitnessbetriebe sind. Das jüngste Mitgliederwachstum in Deutschland ist deshalb ein wichtiger positiver Trend auch für Investitionen in moderne Trainingsbedingungen. Das Geschäft lähmende Bürokratie, hohe Steuerbelastungen und Energiekosten sowie eine bisher nur schwache Einbindung in das System der gesetzlichen Krankenversicherung und der betrieblichen Gesundheitsförderung sind existierende Hindernisse für die prosperierende Fortentwicklung der Fitnessbranche. Fitnesstraining ist ein essenzieller Bestandteil der Gesundheitsförderung und Prävention. Diesen Stellenwert sollten Fitnessunternehmen bei allen diesbezüglichen politischen Entscheidungen haben.

 

6. Forderungen für die Fitness- und Gesundheitsbranche 

Aus den oben aufgeführten Punkten ergeben sich folgende Forderungen für die Fitness- und Gesundheitsbranche: 

• Die Bedeutung der Fitnessbranche als bedeutsamer Wirtschaftsfaktor und zentraler Akteur einer zielgerichteten gesundheitsbezogenen Bewegungsförderung muss sich auch in einer angemessenen politischen Wertschätzung ergründen. 

• Die Fitnessbranche muss bei allen gesundheitspolitischen Maßnahmen mit Bewegungsbezug angehört und berücksichtigt werden. 

• Die Fitnessbranche ist neben dem organisierten Sport als Teil der dringend benötigten Bewegungsoffensive einzubinden. 

• Es muss eine Anerkennung der Branche als kompetenter Gesundheitsdienstleister sowie als Teil des Gesundheitssystems im Sinne einer umfassenden bewegungsbezogenen Gesundheitsversorgung (Gesundheitsförderung und Prävention, Therapie, Rehabilitation und Nachsorge) erfolgen. 

• Im Rahmen der Präventionsausgaben müssen auch die Angebote der Fitness- und Gesundheitsanlagen einbezogen bzw. anerkannt werden. 

• Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagement müssen die Fitness- und Gesundheitsanlagen als Ansprechpartner bzw. Anlaufstelle verankert werden. 

• Es bedarf einer angemessenen bewegungsförderlichen Ausgestaltung gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen, um noch mehr Menschen davon zu überzeugen bzw. zu motivieren, eigenverantwortlich in ihre Gesundheit (zum Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft) zu investieren. Die Reformpläne der Freien Demokraten zur Entlastung des Mittelstandes würden dabei auch den vielen mittelständisch betriebenen Fitnessstudioszugutekommen.

 

 

Philipp Hartewig, MdB

Vorsitzender AG Sport

Bernd Reuther, MdB

Mitglied AG Sport

Christian Bartelt, MdB

Mitglied AG Sport